Desturi – Health and Education
Kenia-Letter | Dezember 2018
KARIBUNI DAHEIMGEBLIEBENE, LIEBE FREUNDINNEN UND FREUNDE VON DESTURI!
Ein spannendes, wenn nicht gar das spannendste und ereignisreichste Jahr der nun zehnjährigen Desturi-Geschichte, neigt sich dem Ende zu.
Zuerst war einfach ein kleiner Kindergarten angedacht. Diese Idee, Bildung zu vermitteln, entwickelte sich dynamisch Jahr für Jahr. Davon konnte anfangs niemand auch nur träumen. Inzwischen ist Desturi zu einem Ort der Gemeinschaft gewachsen. Über 400 Schülerinnen und Schüler können hier in europäischer Klassengröße und in guter Infrastruktur lernen, ohne Hunger und mit guten Bildungsstandards.
Noch immer wird dabei darauf geachtet, die Menschen in direkter Nachbarschaft zu erreichen. Desturi hat sich so in der näheren und auch weiteren Umgebung einen exzellenten Ruf erarbeitet. Daher wünschen sich inzwischen auch Eltern von weiter her dort einen Platz für ihre Kinder. Diese Erfolgsgeschichte wäre ohne die Mithilfe unserer Spendengemeinschaft undenkbar! Ein herzliches Dankeschön für Ihre Unterstützung. Gerne möchten wir nun wieder über die vergangenen Monate informieren, und wir hoffen, dass Sie unserem Projekt weiter treu bleiben.
Der Schulausbau wird fertig, erste Renovierungsarbeiten beginnen
Wir sind stolz und froh, weil das Projekt „Desturi Primary School” in seiner Infrastruktur nach zehn Jahren nun fertiggestellt wurde. Noch im letzten Jahr fehlten Klassenräume: Zwei Kindergartenklassen und zwei Schulklassen mussten sich jeweils einen Raum teilen. Vor allem für die Klassen 6 und 7 war der Unterricht im geteilten Klassenraum auf Dauer wirklich schwierig. Weil das Schulgebäude in diesem Jahr um zwei Räume erweitert wurde, kann zukünftig jede Klasse in einem eigenen Raum unterrichtet werden. Mit dem Neubau einer Mensa ist auch das U-förmige Erscheinungsbild der gesamten Desturi-Anlage erkennbar.
Desturi ist eine Ganztagsschule. Die Schülerinnen und Schüler werden am Mittag auch auf dem Schulcampus verpflegt. Während die vielen hundert Kinder und Jugendlichen bislang noch in praller Sonne oder tropischem Regen im Freien oder auf dem Gang vor den Schulräumen essen mussten, können sie nun ihre Mittagsmahlzeit an einem trockenen, schattigen Platz genießen. Die neue Mensa, mit Holz aus eigenem Bestand errichtet, bietet auch Gelegenheit zum Selbststudium und leistet gute Dienste als Mehrzweckhalle für Elternversammlungen, Schulauftritte und weitere Kulturveranstaltungen.
Neben den Neubauten mussten auch schon erste Instandhaltungsarbeiten durchgeführt werden. Der Zahn der Zeit nagt sichtlich an den Gebäuden der ersten Stunde: Schulbänke und Stühle zeigen Spuren der langjährigen intensiven Nutzung und des tropischen Klimas; Ersatz musste beschafft werden. Es gab auch neue Anschaffungen, z.B. die dringend benötigten neuen Matratzen für den Mittagsschlaf der Kindergartenkinder, so dass die Kleinsten in den Pausen nicht mehr auf dem blanken Betonboden schlafen müssen. Die ersten Schulgebäude erhielten einen neuen Anstrich und erscheinen nun wieder im dezenten Weiß-Blau mit Lernaufschriften und -bildern. Das fertig ausgestattete Sanitärgebäude wurde verputzt. Ein neu angelegter Zugangsweg verschönert zugleich den Gesamteindruck des Schulgeländes.
Die laufenden Kosten des Schulbetriebs werden inzwischen über die moderaten Schulgebühren getragen (je nach Bedürftigkeit zwischen fünf und acht Euro incl. Verpflegung pro Monat). Es ist aber weiterhin nicht möglich, Rücklagen zu bilden. Das Wurzelwerk der Schulhofbäume macht in absehbarer Zeit in älteren Gebäuden eine Sanierung des Bodens nötig. Ebenso bleibt die Aufgabe, die Mahlzeiten für die ärmsten Schülerinnen und Schüler zu bezuschussen. Das Desturi-Schulprojekt ist also weiter auf finanzielle Unterstützung von außen für dringend anstehende Aufgaben angewiesen.
Desturi – mehr als nur eine Schule
Desturi will stets über den Tellerrand hinaus schauen. Es will nach eigenem Selbstverständnis „mehr als eine Schule” sein. Es soll ein Treffpunkt sein, der von den Schülerinnen und Schülern und allen aus der Nachbarschaft gerne besucht wird. Gute schulische und nachhaltige Ausbildung, fortschrittliche Infrastruktur, eine Umgebung zum Wohlfühlen, die Verpflegung, die Wasserversorgung und ein Gespür für das Miteinander stehen dabei im Vordergrund. Vor allem die soziale Gemeinschaft und der Erfahrungsaustausch untereinander sind allen eine Herzensangelegenheit.
Neben dem bereits bestehenden Männer- und Frauenfußballteam wurden inzwischen weitere Freizeitangebote ins Leben gerufen. Ein Schulchor und ein Ikedo-Club (Kampfsportart) laden zu gemeinsamen Aktionen ein. Die Tische und Bänke der neuen Mensa sind transportabel. So können auch der Chor und der Ikedo-Club die Mehrzweckhalle für ihre Aktivitäten nutzen. Desturi gelingt es, mit einem abwechslungsreichen Angebot für Heranwachsende zu punkten sowie Zusammenhalt und gemeinsame Werte zu fördern.
Regelmäßig halten sich viele Kinder und Jugendliche auch in der unterrichtsfreien Zeit auf dem Schulgelände auf, nutzen die Angebote, stehen im Wettstreit und schließen Freundschaften. Laut Aussage des Schulleiters Raymond Angore sind es bei weitem nicht nur Desturianerinnen und Desturianer. Auch Kinder benachbarter Schulen kommen gerne zu Besuch. Desturi hat sich zu einem Treffpunkt für die Jugend aus dem Umland entwickelt. Das bietet Chancen, Sozialkompetenzen aufzubauen, einen sinnvollen Zeitvertreib zu finden. Und es erfüllt uns mit Stolz, denn Desturi soll offen sein für alle, die gerne gelebte Gemeinschaft suchen.
Gemeinsam werden Projekte wie das Müllmanagement angepackt. Die Kinder sollen die Müllentsorgung als eine besondere Herausforderung erkennen, die Auswirkungen auf ihren Lebensraum verinnerlichen und das neue Wissen auch nach Hause tragen. In einem nächsten Schritt ist geplant, Lösungsstrategien aufzuzeigen, z.B. für Mülltrennung und Recycling. Kenia hat ein riesiges Problem bei der Abfallentsorgung, hauptsächlich wegen mangelnder Infrastruktur (es gibt kaum Müllabfuhr oder Mülldeponien), aber auch aus reiner Unwissenheit. Bei unseren Besuchen bringen wir den Kindern gelegentlich kleine Süßigkeiten mit. Wir konnten anfangs beobachten, wie die Kinder Bonbonpapiere wie selbstverständlich auf den Boden geworfen haben. Inzwischen sind Mülleimer auf dem Schulgelände installiert, die sichtlich zum wachsenden Bewusstsein für die eigene Umwelt beitragen. Der angemessene Umgang mit Abfall ist mittlerweile auch fester Bestandteil des Unterrichtsstoffs aller Schülerinnen und Schüler.
Eine Garten-AG sorgt, unterstützt von einem erfahrenen Gärtner, Tag für Tag für eine Wohlfühl-Umgebung Das gesamte Schulgelände ist sehr gepflegt, auch dank neuer Anpflanzungen.
Auch das Schulpersonal soll sich wohlfühlen. Dem großartigen Engagement der Lehrerinnen und Lehrer ist das hervorragende Abschneiden beim Abschluss der Primary School zu verdanken. Im Schulvergleich wurde eine Top-Position erreicht. In Anerkennung ihrer von großem Ehrgeiz beflügelten Arbeit wurden sie mit einem großen Lehrerfest bei kenianischem Essen geehrt.
Wasser für die Schule
Bei unseren Besuchen im Jahr 2017 in Kakuyuni, einem Siedlungsgebiet in Kenias Küstenprovinz, war Wasser bereits ein beherrschendes Thema: Je nach Jahreszeit regnet es reichlich und heftig; wer hier Regen erlebt, versteht die Bezeichnung Niederschlag erst richtig. Viel Grün, alle haben ausreichend Wasser, Landstriche sind überschwemmt. In diesem Jahr bot sich dagegen ein ganz anderes Bild: Dürre, vertrocknete Pflanzen, verdurstete Tiere und eine unter Wassermangel leidende Bevölkerung. Denn leider gibt es kaum Routinen, Wasser zu sammeln und zu speichern. Das kostbare Gut versickert einfach im Boden. Dies soll sich jetzt auf dem ganzen Schulgelände gründlich ändern.
Je nach Jahreszeit regnet es reichlich und heftig; wer hier Regen erlebt, versteht die Bezeichnung Niederschlag erst richtig.
Mit Klimadiagrammen und dem Vermessen der mittlerweile beachtlichen ca.1000 qm Dachflächen der Schulgebäude, hat die Planung begonnen. Erzielbare Regenwassererträge wurden mit 1000 l/qm kalkuliert. Ergebnis: Die von drei Schulgebäuden aufgefangenen Niederschläge reichten aus, um die jährlich benötigte Wassermenge für den laufenden Sanitär- und Mensabetrieb zu sichern. Zusätzliche Wassermengen von den übrigen Gebäuden würden den Anbau von Nahrungspflanzen ermöglichen – eine verlockende Perspektive. Ein Bauplan wurde ausgeklügelt, das Fassungsvermögen des Tanks errechnet, und Werkstoffeigenschaften unter den klimatischen Bedingungen bewertet. So viel zur Theorie.
Die praktische Umsetzung stellte uns aber vor ganz neue Herausforderungen. War der Bau von Schulgebäuden für kenianische Baumeister Routine, bedeutet die Installation einer Wasserspeicheranlage dagegen komplettes Neuland. Auf deutscher Seite stürzte man sich auf Planung, suchte erst einmal den Rat vieler Experten, darunter Fachleute der TU München und Baufachleute des Rotary Clubs München Harlaching. Die kenianische Pwani Universität unterstützte dabei, die wenigen ähnlichen Projekte in der Gegend aufzuspüren und zu besichtigen. Es fanden sich aber nicht nur viel Verständnis und guter Wille, sondern auch ein spezielles kenianisches Problem: Anders als in Deutschland haben nämlich Bauzeichnungen und Vergleichsangebote dort ebenso wenig Tradition wie Dachrinnen.
Mit der Zeit kristallisierten sich aber doch Lösungsansätze heraus: Ein riesiger unterirdischer Wassertank aus Beton sollte mitten auf dem Schulgelände entstehen, damit das kostbare Nass dort zentral gesammelt und geschützt vor Sonnenlicht und Wärme gespeichert werden kann. Vor dem gigantischen 90.000 l Tank gibt es einen kleineren Auffangbehälter (flush water tank), um das nach anhaltender Dürre staubige Wasser von den Dächern zu separieren und bei sehr starkem Niederschlag auch überflüssiges Wasser abzuleiten. Mittels einer strombetriebenen Pumpe (in der Zukunft optional mit Sonnenenergie) wird das dann klare Regenwasser aus dem Haupttank auf einen Wasserturm hoch gepumpt. Von dort kann es unter Druck auf dem Schulgelände und den Feldern verteilt werden.
Mit Hilfe des großherzigen Spendeneinsatzes des Rotary-Clubs München Harlaching und einem District Grant konnte mit der Realisierung zügig begonnen werden. Als Glücksfall erwies sich Stephen Amakune, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter der Pwani-University, den wir als Projektmanager gewinnen konnten. Er verfügt über die nötige Geduld und kulturelle Kenntnis, ist gut vernetzt vor Ort und zieht bei Bedarf Fachleute hinzu. Dismus Olalo, ein regionaler, an sich auf den Bau von Schwimmingpools spezialisierter Bauunternehmer, erhielt den Bauauftrag. Die regionale Vergabe der Bauarbeiten kam in der Nachbarschaft besonders gut an, denn so wurden über Monate Arbeitsplätze geschaffen. Eine spezielle Herausforderung stellte die Statik dar: die Konstruktion muss dem Innendruck des Wassers und zugleich dem Zug des Tanks von außen gewachsen sein. Auf diese Eigenschaften wurde das Tankkonzept eigens von einem kenianischen Statiker der Pwani University ehrenamtlich geprüft und abgenommen.
Eine spezielle Herausforderung stellte die Statik dar: die Konstruktion muss dem Innendruck des Wassers und zugleich dem Zug des Tanks von außen gewachsen sein.
Im ländlichen Gebiet Kenias wird noch immer in Handarbeit gebaut. So wurde die Baugrube über Wochen von Taglöhnern komplett mit Hacke und Schaufel ausgehoben. Ein großer Bauzaun sorgte für die Sicherheit der Schulkinder. Leider verzögerten heftige Regengüsse immer wieder den Weiterbau; Seitenwände der Grube fielen ein, der Zeitplan war allen Engagements zum Trotz nicht einzuhalten. Die Preise für das benötigte Baumaterial haben Stephen Amukune und unser Desturi-Manager Emmanuel Chanzera ausgehandelt; die Anlieferungen haben die Manager vor Ort, Patrick und Alex, organisiert. Auf diese Weise ließen sich Kosten sparen. Der Tank wuchs, wurde von innen mit einem Spezialputz und von außen mit Farbe versiegelt; er bekam zwei Luken für die Wartung von Tank und Pumpe. Momentan wird der „Pool” geschlossen, alle warten gespannt auf die restlichen Arbeiten, wie Deckel, Zuleitungen und Dachrinnen. Derzeit wird nur das Wasser der innenliegenden Schuldächer aufgefangen. Das ist bautechnisch einfacher und liefert konkrete Ergebnisse über tatsächliche Wassermengen, Bedarf und Lagerung.
Wir sind guter Dinge, dass die Installation der Regenrinnen bis zum Ende des Jahres fertig wird. Dann kann zu Beginn der nächsten Regenzeit im März viel Wasser geerntet werden, sodass dieses auch in Dürreperioden ausreichend verfügbar ist. Die Schule wird nachhaltig Wasserkosten für die Sanitäranlagen und die Küche sparen. Aber auch die Bevölkerung in der Nachbarschaft profitiert vom gespeicherten Wasser beim Kochen und Waschen. Und allen bleiben lange Wege zu den Wasserquellen erspart.
Bereits jetzt lässt sich feststellen, dass das Projekt „water harvesting“ große Wellen in der näheren und weiteren Umgebung schlägt. So bringt es nicht nur einen Mehrwert für die Schulkinder, sondern ist auch ein gelungenes Beispiel für nachhaltiges Bauen. Wir hoffen nun darauf, dass das Müllprojekt wie auch die Wasserspeicherung den Kindern und den Menschen in der Nachbarschaft positive Impulse geben und zur Nachahmung einladen. Dies sieht auch das zuständige kenianische Bildungsministerium im Kilifi County so und würdigt das Projekt ausdrücklich wegen seines Vorbildcharakters.
„Desturi” – Wohin führt der weitere Weg?
Die stetig und organisch wachsende Schule konnte in diesem Jahr die erste Desturi-Generation entlassen. Unsere Kindergartengruppe, mit der Desturi vor einem Jahrzehnt gestartet ist, hat ihren „Weg“ zur abgeschlossenen Schulbildung – „primary education“ – erfolgreich beendet. Und dies im Vergleich mit den umliegenden Schulen sogar in der Spitzengruppe! Darauf können alle extrem stolz sein, denn das erlernte Wissen wird die Jugendlichen als Kraftquelle begleiten, und sie werden ihre Erfahrungen und ihr Können nutzen und weitergeben.
Dennoch ist dieser Erfolg zugleich mit der Wehmut des Abschieds und der Sorge um ihre Zukunft verbunden. Wohin wird der Weg die heute etwa 15 Jahre alten Jugendlichen führen? Sie besitzen jetzt zwar das nötige Rüstzeug für den Einstieg in das Berufsleben, sehen sich aber einem Umfeld mit sehr hoher Arbeitslosigkeit gegenüber. Wir wollen ihnen deshalb weiter dabei helfen, den Weg in eine erfolgreiche Zukunft zu ebnen und Alternativen anbieten, z.B. gegen Irrwege in die Radikalisierung, gegen riskante Abwanderungen in Ballungsräume oder scheinbar „vielversprechendere” Länder oder gegen riskantes „schnelleres” Geld, etwa durch Motorradtaxi-Fahren, Drogenhandel oder Prostitution für bedenkenlose Touristen.
Desturi will deshalb die Absolventinnen und Absolventen der ersten Stunde bestmöglich unterstützen beim Einstieg ins Berufsleben. Es wäre unverantwortlich, die jahrelange erfolgreiche Begleitung der Jugendlichen abrupt zu beenden und sie einfach ihrem Schicksal zu überlassen. Das Credo von Desturi ist und bleibt die umfassende nachhaltige Verbesserung der Gesamtsituation vor Ort.
Die große Zukunftsvision ist die Gründung eines „Vocational-Training Center”.
Die große Zukunftsvision ist die Gründung eines „Vocational-Training Center”. Vorbild ist eine weltweit bewunderte deutsche Spezialität, nämlich die sehr erfolgreiche systematische berufliche Bildung. Es ist an eine Berufsschule gedacht, für die Ausbildungsberufe „construction” und „farming” (Bauen/Herstellen und Landwirtschaft/ gesunde nachhaltige Ernährung). Sowohl bauliche Kompetenz als auch die Expertise bei der Landerschließung, -nutzung und -bewirtschaftung werden dringend benötigt. Das belegt eine von uns in Auftrag gegebene Studie in dieser Region. Aber auch unsere eigene Erfahrung rund um das „water harvesting” Projekt verdeutlicht den Bedarf an soliden handwerklichen Kompetenzen. Die erfolgreich qualifizierten Jugendlichen sollten dann sowohl eine gute Anstellung finden, als auch ein eigenes Unternehmen aufbauen könne.
Mens et Manus – Geist und Hand
Das Motto des berühmten Massachusetts Institute of Technology (MIT) passt auch zu unserem Anliegen: Bildung als Grundlage und zur Anwendung zu bieten.
Mit diesem Vorhaben beginnen wir ein neues Teilprojekt, das sich in den Gesamtplan einfügt und etwas für die Region Einzigartiges schaffen kann. Wie beim Start mit der ersten Kindergartenklasse soll eine Generation von Jugendlichen in einer vernachlässigten Region konkrete und wirksame Unterstützung erhalten. Wir wollen jetzt auch diese neue Aufgabe mit großem Elan angehen.
Erste wichtige Schritte für die Berufsschulbildung sind bereits eingeleitet. Da es diese Ausbildungsform in Kenia bislang noch nicht gibt, soll das Modellprojekt den politisch Verantwortlichen einen lebendigen Eindruck von dieser beruflichen Bildung vermitteln. Diesem Zweck dient auch der geplante Besuch von Beatrice und Anita, zwei zukünftigen Managerinnen.
Ziel soll es sein, unser Berufsschulwesen genauer zu studieren und ihre Eindrücke in Kenia bereits in die Aufbauphase einzubringen. Großzügige Unterstützung gewährt dabei die Urspringschule in der Nähe von Schelklingen (Baden-Württemberg). Diese Internatsschule bietet duale Abschlüsse – deutsches Abitur und parallele Berufsausbildung – an. Sie verfügt zudem über reichlich Erfahrung mit Schülerinnen und Schülern aus aller Welt. Unsere beiden „Berufsschulpionierinnen” sind eingeladen, für einen Monat kostenlos in der Schule zu wohnen und vertiefte Eindrücke in Unterricht und Organisation zu sammeln. Apropos: Den erheblichen bürokratischen Aufwand, den die Einreise kenianischer Gäste mit sich bringt, scheut die Schulleitung nicht. Vielen Dank für die großartige Unterstützung!
Eine große Herausforderung stellt die Finanzierung dieses Bildungs- und Entwicklungsvorhabens dar. Die Kosten für die anstehenden Arbeiten übersteigen Eigenmittel bei weitem. Deshalb sollen beim internationalen Rotary-Förderprogramm (Global Grant) und beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Fördergelder beantragt werden. Da Desturi hierbei auf den Zeitgeist trifft, sind wir frohen Mutes und hoffen darauf, Finanzierungshilfen zu gewinnen. Diese Förderungen sind allerdings „Anreizgelder“, d.h. sie multiplizieren jeweils vorhandene Eigenmittel mit Faktor 2-3. Bei positiver Zusage kann daher jeder gespendete Euro unserer Desturi-Gemeinschaft verdoppelt oder verdreifacht werden und dem Projekt sehr helfen.
Den erheblichen bürokratischen Aufwand, den die Einreise kenianischer Gäste mit sich bringt, scheut die Schulleitung nicht.
Partnerinnen und Partner vor Ort – Garanten für Nachhaltigkeit
Ein nicht unerheblicher Teil unseres Erfolges ist die enge Vernetzung vor Ort in Kenia. So haben wir jetzt auch Brief und Siegel für die Bemühungen zum „Wasserernten”. Wir liegen ganz auf Regierungslinie und sind als vorbildlich anerkannt. Die seit langem lebendige und wissenschaftlich erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Pwani University in Kilifi wirkt sich auch auf Desturi-Aktivitäten aus. So konnten wir nicht nur Stephan Amukune für das Wasserernten-Programm gewinnen, sondern ebenso die Zusage der Pwani, Desturi-Lehrerinnen und -Lehrer bei der Weiterbildung zu unterstützen. Das wird eine weitere große Hilfe sein.
Im Herbst konnten wir Prof. Gabriel Katana, unseren langjährigen Kooperationspartner aus seiner Zeit an der Pwani Universität, eingeladen vom Freistaat, als Gastprofessor an der Technischen Universität München (TUM) begrüßen. Inzwischen ist er Minister für Bildung und Digitalentwicklung im Kilifi County und damit Schlüsselperson bei vielen unserer Vorhaben. Auch das Bayerische Schulministerium zeigte sich sehr interessiert am Meinungsaustausch mit ihm, zweifellos begünstigt wegen seiner perfekten Deutschkenntnisse. Er machte sich auch vor Ort in einigen Berufsschulen kundig und konnte nützliche Erfahrungen sammeln, ebenso wie den Respekt seiner Gesprächspartner.
Die Technische Universität München mietet erfreulicherweise weiterhin die Forschungsstation in Malindi. Damit können dort auch im kommenden Jahr Studierende während ihrer Praktika und Forschungen wohnen; drei bereiten sich gerade auf ihre mehrmonatigen Studienaufenthalte vor. Sie werden auch in der Schule mithelfen, einer möchte seine Fachkompetenz als Pfleger im örtlichen Gesundheitsdienst einsetzen.
Was wir erreicht haben
Und wieder geht also ein spannendes Jahr dem Ende entgegen. Wir freuen uns über zahlreiche Erfolge: sichtbare, erwartbare und solche, die in den Herzen verankert sind. Bildung, Gesundheit und Lebensperspektiven wachsen im Leben der vielen hundert Kinder und ihrer Familien, die Desturi nun kennen, sich dort zugehörig fühlen und bleiben wollen. Wir sind stolz auf das Schulgelände, auf den Zusammenhalt, auf die Bildung nach hohen Standards, und auf ein geteiltes Wertebewusstsein, das die Grundlage für steigende Lebensqualität für alle bilden wird. Dank der zahlreichen Spenden konnte dies alles aufgebaut werden: Computerklassen mit Internetzugang, Strom- und Wasserversorgung, Sanitär- und Sportanlagen und vieles mehr.
Mit im Landesvergleich kleinen Klassengrößen lässt sich auch die individuelle Förderung gewährleisten. Dies alles sind Lebenshilfen, die seit langem die Kinder aus den ärmsten Bevölkerungsgruppen erreichen. Die neue Mensa fördert auch Gespräche, Kultur und Lernen am Nachmittag und den Wochenenden. Der Unterricht findet auf hohem Niveau statt und hält eine große Bandbreite an Angeboten bereit. Zahlreiche Freizeitaktivitäten bringen Menschen zusammen: Fußballspielen, Ikedo, Chor, Tanz u.v.m. Das Ganze wird eingebettet in nachhaltige Ansätze und soll Vorbildcharakter haben für die Gemeinschaft in der Umgebung. Desturi soll mit dem Bau der Sanitäranlagen, Wasserspeicher und dem Müllmanagement beispielgebend sein für Visionen einer nachhaltigeren Lebensführung.
Der plötzliche Tod einer langjährigen Unterstützerin unserer Desturi-Idee erinnerte uns in diesem Jahr voller Fortschritte an die Endlichkeit und daran, dass auch Trauer Teil des Alltags ist. Dass Simone Schüller – im Bewusstsein einer unbesiegbaren Erkrankung – Freunde und Verwandte dazu aufrief, für das Desturi-Projekt zu spenden, ist ein anschauliches Beispiel wahrer Begeisterung und Sorge um den Fortbestand des Projektes.
Viele Unterstützerinnen und Unterstützer helfen nicht aus einer Situation des Überflusses heraus, vielmehr aus tiefer Überzeugung. Wir haben für unsere Freundin Simone auf dem Schulgelände einen typischen farbenfrohen afrikanischen Baum gepflanzt. An ihm werden sich die Kinder jeden Tag erfreuen und lange an ihre Wohltäterin erinnern können.
Wir sind besonders stolz auf die guten Schulabschlüsse unserer Kinder. Nicht nur deswegen sollen sie durch das neue Berufsbildungszentrum noch mehr Chancen für eine erfolgreiche Zukunft gewinnen können. Auch auf die weitere vertrauensvolle Kooperation mit dem County-Government und der Pwani Universität in Kilifi freuen wir uns sehr. Nur durch gute Kontakte und verlässliche Freunde vor Ort kann das „Desturi-Gefühl” Tag ein Tag aus vor Ort erlebt und gelebt werden.
Ausblick: Die Gemeinschaft ist lebendig – die Zukunft im Blick
Auch dieses Jahr ist wieder viel geschehen in Kenia, ganz besonders in der Region Kakuyuni, der Heimat des Projekts Desturi. Dennoch bleibt noch vieles zu tun. Der Bau der Gebäude für das Waisenhaus stagniert leider noch immer. Der Erwerb eines (übergangsweise landwirtschaftlich genutzten Grundstücks), das Fundament für das erste Gebäude und die Beschaffung von Baumaterialien signalisieren immerhin erste Fortschritte. Wir hoffen, dass das Projekt im kommenden Jahr endlich weiter Fahrt aufnehmen kann. Den Sponsorinnen und Sponsoren danken wir für ihre Geduld. Noch immer ist die Not der elternlosen Kinder extrem groß. Allein aus dem näheren Umkreis haben wir eine Bedarfsliste von über 20 Kindern vorliegen.
Wir sehen uns also noch vor zahlreiche Aufgaben gestellt. Glücklicherweise gibt es viele helfende Hände und Menschen, die mit Rat und Tat zur Seite stehen. So ist es wieder einmal mehr an der Zeit – ganz nach dem Desturi-Motto: „Der Weg ist das Ziel” – allen, die aktiv oder passiv unser Desturi-Projekt begleitet haben, ganz herzlich zu danken! Diese tatkräftige Unterstützung hat die heuer erreichten Meilensteine erst ermöglicht. Wir dürfen zurecht stolz auf das bisher Erreichte sein, dürfen uns aber nicht darauf ausruhen, denn es gilt, in naher Zukunft noch viele Baustellen zu bearbeiten.
Also wollen wir gemeinsam den Blick nach vorne richten. Mit dem Bau des Rescue Centers für Waisenkinder sowie der Einrichtung eines Berufsbildungszentrums haben wir uns weitere wichtige Aufgaben vorgenommen. Auch geht es künftig um den nachhaltigen Einsatz für eine über die Jahre gewachsene Gemeinschaft, um jeden Einzelnen vor Ort. Bildung und Gesundheit sind ganz entscheidende Faktoren für das Schicksal einer jungen Generation, die in ihrer Heimat mit den sozialen und technologischen Herausforderungen unserer Zeit zurechtkommen soll und muss. Unser Ziel wird es weiterhin sein, dem Vertrauen, das die Menschen vor Ort in uns und unsere Arbeit setzen, weiter Taten folgen zu lassen. Dabei werden wir regelmäßig mit Spenden von Seiten vieler Engagierter unterstützt. Ebenso erhalten wir aus spontanen Spendenaktionen von Vereinen, privaten Feiern oder Einzelpersonen namhafte Beträge.
Zum guten Schluss wollen wir allen von ganzem Herzen danken, die Desturi in vielfältiger Weise unterstützen und damit einen unverzichtbaren Beitrag zur Erfolgsgeschichte unseres ehrgeizigen Projekts geleistet haben – und bitte auch weiterhin noch leisten wollen. Bewahren Sie sich Ihre Begeisterung für Desturi und die Geschicke der Menschen im ostkenianischen Busch!
Bahati nzrui! Glück auf!
Das Desturi-Team
Desturi – Gesundheit und Bildung
Unter dem Motto Hilfe zur Selbsthilfe hat es sich der gemeinnützige Verein „Gesundheit und Bildung für Afrika e. V.“ zur Aufgabe gemacht, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in einer der ärmsten Regionen der Welt, mitten im ostkenianischen Busch, durch Schulbildung und Gesundheitsversorgung zu einer besseren Lebensperspektive in ihrer Heimat zu verhelfen, das ist DESTURI: der Weg ist das Ziel.
DESTURI kann sich heute auf viele Schultern stützen: In Deutschland auf den gemeinnützigen Förderverein „Gesundheit und Bildung für Afrika e. V.“, dem viele, zum Teil langjährige Förderer treu spenden und sich für die Fortentwicklung interessieren. Auf kenianischer Seite ist es die DESTURI Foundation, charitable trust, eine gemeinnützige Stiftung, die als Träger der lokalen Aktivitäten fungiert und den Brückenkopf nach Deutschland darstellt. Und natürlich auch die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer auf beiden Seiten, die sich auf unterschiedliche Weise für das gemeinsame Anliegen engagieren. Besonders großzügig eingesetzt hat sich in den vergangenen Jahren der Rotary Club München Harlaching und wertvolle Fördermittel bereitgestellt. Auch wenn der operative Betrieb der Schule sich zu großen Teilen selbst trägt, sind wir für den nachhaltigen Betrieb und einen weiteren Ausbau des Bildungsangebots weiterhin auf Spenden angewiesen. Vieles ist schon erreicht und auf den Weg gebracht, dennoch gibt es viel zu tun! Wer sich deshalb am Ausbau und der Verstetigung des prosperierenden Projektes beteiligen möchte, ist herzlich zu Spenden eingeladen; auch kleine Beträge sind stets eine willkommene Unterstützung. Jede Spende fließt zu hundert Prozent in das anspruchsvolle Programm!
Unser herzlicher Dank gilt einmal mehr der Münchner ediundsepp Gestaltunggesellschaft mbH, die unsere Arbeit seit vielen Jahren unterstützt. Diesen Kenia-Brief hat Susanne Steinkeller für uns gestaltet. Überdies wird auch unsere Homepage von ediundsepp gehostet.
Gesundheit und Bildung für Afrika e. V. München
Vorsitzender: Dr. Helmut Prager
V.i.S.d.P.: Dieter Heinrichsen
Fotos: Benedikt Schlüter
Pfarrer-Kölbl-Str. 6b
D-85221 Dachau
www.desturi.de
Steuer Nr. 143 / 216 / 31054
Amtsgericht München
VR 205455
Kontakt
Prof. Dr. Elisabeth Wacker
stv. Vorsitzende
Zirbelweg 9a
80939 München
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Spenden und Finanzen:
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