Desturi

Desturi – Health and Education

Kenia-Letter | Juli 2017

KARIBUNI DAHEIMGEBLIEBENE, LIEBE FREUNDINNEN UND FREUNDE VON DESTURI!

Kurz vor den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Kenia hatten wir uns vom 23. Juni bis 4. Juli 2017 dorthin aufgemacht.

Aus den Wahlen am 8. August 2017 ist der amtierende Präsident Uhuru Kenyatta (Kandidat der Kikuyu, der größten Volksgruppe Kenias) als Sieger hervorgegangen; sein Herausforderer Raila Odinga aus dem Luo-Volk im Westen des andes war erneut unterlegen.

Doch nachdem Proteste immer lauter wurden, die Wahl sei manipuliert worden, hat das Oberste Gericht Kenias die Wahl überprüft, am 1. September wegen Unregelmäßigkeiten annulliert und Neuwahlen binnen 60 Tagen angeordnet. Am 10. Oktober hat Oppositionschef Odinga überraschend auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Jetzt müssen sich die etwa 19 Millionen stimmberechtigten Kenianerinnen und Kenianer am 26. Oktober erneut an die Wahlurnen begeben, um nunmehr über Kenyatta und sechs weitere, per Gerichtsentscheid zugelassene Kandidaten abzustimmen (Stand: Redaktionsschluss dieses Briefes).

Noch immer prägt die Zugehörigkeit zu einer der 42 ethnischen Gruppen vor allem Haltungen und Verhalten im Land – weit mehr, als seine religiöse Vielfalt. Viele Menschen im Westen Kenias fühlen sich von der Regierung in Nairobi vernachlässigt, obwohl die Regierungsstrukturen auf Grundlage der seit 2010 gültigen neuen Verfassung dezentralisiert wurden und so ein stärkeres Augenmerk auf regionale Interessen gelegt werden sollte. Sie erhoffen sich von einem Regierungswechsel eine Verbesserung ihrer Lebenssituation.

„Uhuru“, der Vorname des bisherigen Präsidenten aus der Kenyatta-Dynastie, ist das Kiswahili-Wort für Freiheit. Für die offene neue Regierungsbildung wünschen sich alle unsere Freunde und Partner in Kenia vor allem aber auch „Amani“, Frieden. Möge es gelingen eine Regierung zu bilden, die das ganze Land mit all seinen Ressourcen, aber auch Herausforderungen in eine bessere Zukunft führt.

Zwar hat sich Kenia zu einer der leistungsfähigsten Volkswirtschaften Ostafrikas mit stetem Wirtschaftswachstum von fünf bis sechs Prozent pro Jahr entwickelt. Dennoch leben etwa 44 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Trotz steigender Lebensmittelpreise und wachsender Korruption gilt Kenia, anders als viele seiner Nachbarländer, aber als politisch relativ stabile Demokratie. Im Grunde ist die Bevölkerung bodenständig, sieht ihre Zukunft im Lande und hofft auf Frieden und ein wenig Wohlstand.

Im „Uhuru“, der Vorname des bisherigen Präsidenten aus der Kenyatta-Dynastie, ist das Kiswahili-Wort für Freiheit. Für die offene neue Regierungsbildung wünschen sich alle unsere Freunde und Partner in Kenia vor allem aber auch „Amani“, Frieden.

Von großer Bedeutung für die Entwicklung Kenias ist es auch, die Interessen derer fest im Blick zu haben, die bei den kommenden Wahlen ihre Stimme noch nicht abgeben dürfen: Über die Hälfte der mehr als 48 Millionen Einwohner des Landes sind Kinder und Jugendliche, also zugleich dessen Zukunft und eine Riesenaufgabe. Ihre Bildung und ihr gesundes, sicheres Aufwachsen sind sehr wichtig; gute Gesundheitsversorgung oder Schulbildung sind immer noch nicht allen zugänglich, allen Absichten und Zusicherungen zum Trotz.

Gerade mit Blick auf Gesundheitsversorgung und Schulbildung möchte Desturi weiterhin einen Beitrag leisten, damit in Armut lebende Kinder und Jugendliche gesund und sicher aufwachsen können. Und so führte uns auch in diesem Jahr unsere Reise wieder nach Kakuyuni, um einen lebendigen Eindruck zur Lage vor Ort zu gewinnen, um mit den kenianischen Partnern zu beratschlagen, was wir bislang gemeinsam erreichen und erfolgreich umsetzen konnten und um über die nächsten Schritte nachzudenken.

Mit geballter Expertise zurück in Kenia

Bei unserer Reise nach Kakuyuni im Juni 2017 war erfreulicherweise die junge Generation stark vertreten. So wurden Lisa Wacker und Kathrin Schmidt als Routiniers begleitet von Philip und Robert Bootz sowie Laura Pütz. Gerade Philip, der Ökonom, der sich zusammen mit Freund Benedikt Schlüter, dem Ingenieur, um die Finanzen von Desturi kümmert, konnte vor Ort wertvolle Gespräche führen, um gemeinsam mit den Partnern den zukünftigen Unterstützungsbedarf sowie Prioritäten für die nächsten gemeinsamen Schritte zu definieren.

Die diesjährige Reise war auch mit einer Fact Finding Mission verbunden mit dem Ziel, eine tragfähige Basis für die weitere universitäre Zusammenarbeit zu finden und abzustimmen. Die Zusammenarbeit ist dabei vor allem auf die nächste Generation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ausgerichtet, die an den sich erfolgreich entwickelnden jungen Universitäten promovieren und arbeiten. So sollen – ganz im Sinne der globalen Ziele für eine nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals | SDG) – fachbezogene, aber ebenso überfachlich tragfähige Partnerschaften entstehen und wachsen, um auch kommende Führungspersonen aus verschiedenen Kulturen zusammenzubringen und gegenseitiges Verständnis wachsen zu lassen.


Nach den mehrtägigen Universitätsbesuchen bei der Pwani University in Kilifi, der Taita Taveta University in Voi und der Technical University in Mombasa begleiteten uns im Anschluss an die Fact Finding Mission auch Saskia Steinl, Sprecherin der Promovierenden der International Graduate School of Science and Engineering (IGSSE) der Technischen Universität München (TUM) und IGSSE-Geschäftsführer Dr. Michael Klimke nach Kakuyuni. Sie nutzten die Gelegenheit, sich vom Desturi Schulprojekt persönlich einen Eindruck zu verschaffen, aber auch das kenianische Leben außerhalb des „Elfenbeinturms der Wissenschaft“ aus echter Nähe zu erleben. Diese Erfahrungen und Einblicke sind auch wichtig für den Aufbau neuer Kooperationen, die neben all den Ansprüchen an exzellente Wissenschaft und Nachwuchsförderung auch an die Lebenssituation der kenianischen Bevölkerung anknüpfen und mit Blick auf alltägliche Fragestellungen relevant sein sollen. Gleichzeitig bringen neue Verbindungen in Wissenschaft und Forschung immer wieder neue Expertise nach Desturi, die vor Ort zur Entwicklung des Schulprojekts beiträgt.

Seine außergewöhnliche Fachlichkeit und spezielle Erfahrung steuerte diesmal Prof. Fridolin Stary, Senior Vice President für Forschung und Entwicklung der WACKER-Chemie, bei. Über sein Interesse an Möglichkeiten der Kooperationen in Forschung und Wissenschaft in Kenia, aber auch um eine private Entwicklungshilfeinitiativen „on the ground“ kennenzulernen und zu unterstützen, hatte sich Fridolin Stary spontan entschlossen, mit uns zu reisen. Er nutzte somit eine günstige Gelegenheit, direkt vor Ort für die westliche Wirtschaft / Industrie Möglichkeiten und Grenzen einer Zusammenarbeit in Afrika auszuloten. Gleichzeitig überraschte Fridolin, der Chemiker und Verfahrenstechniker, aber mit ganz praktischen Ideen und Lösungen. So zeigte er uns, wie man Ersatzteile fürs Auto anpassen kann, schnell Niederschlagsmengen berechnet und Baukosten für eine Wassersammelanlage kalkuliert.

Desturi – Bewegung, Wissensdurst und Wasserernte

Bei diesem Desturi Besuch in Kakuyuni war nicht die Dürre, sondern das Wasser ein beherrschendes Thema: Es regnete reichlich und heftig; wer hier Regen erlebt, versteht die Bezeichnung Niederschlag erst richtig: Vieles ist grün, alle haben Wasser. Und wir folgten dem Wasserthema: Wir befragten die Universitäten und prüften am Beispiel diverser Projekte, wie sich kostbares Regenwasser sammeln und auf Vorrat speichern ließe.


Die Desturi Schule wächst und gedeiht

Sämtliche Klassenzimmer der Desturi Junior School sind nun verputzt, der Computerraum ist staubfrei, die Computer haben inzwischen auch Internetzugang, und sogar ein Computer-Lehrer ist angestellt. Der Computerunterricht findet ab der vierten Klasse wöchentlich und regelmäßig statt, wie wir uns anhand der Stundenpläne überzeugen konnten. Weiterhin nimmt das Desturi Schulprojekt über alle Klassen und Unterrichtsfächer hinweg unter den Schulen der Umgebung anerkanntermaßen eine Spitzenposition ein. Und dass der Schulbetrieb rund läuft, bestätigte uns auch TUM-Praktikantin Lisa Münster, die sich seit fünf Monaten vor Ort engagiert. Mit Schulleiter Raymond beugte sich Philip in Vertretung der Finanzmanager intensiv über die ordentlich geführten Bücher. Fazit: Die Einnahmen von den über 400 Schülerinnen und Schülern tragen die laufenden Ausgaben, einschließlich denen für die 15 Lehrerinnen und Lehrer, die pünktlich ihre Gehälter erhalten.

Es regnete reichlich und heftig; wer hier Regen erlebt, versteht die Bezeichnung Niederschlag erst richtig!

Der Fußballplatz ist inzwischen gedreht und beträchtlich erweitert worden, so dass nicht mehr Richtung Schulgebäude auf ein Tor geschossen wird! Dafür mussten die ersten Baumreihen von einem der Eukalyptus-Wälder weichen. Um nicht bergabbergauf spielen zu müssen, wurde das Gelände auch noch höhenmäßig angeglichen. Wir ließen uns mitreißen vom Fußballspiel der Frauen- und der Herrenmannschaft; der FC Desturi macht dank täglichen Trainings große Fortschritte, wenngleich – oder gerade weil – noch immer hauptsächlich barfuß gespielt wird. Hinter dem Spielfeld ist eine kleine Anbaufläche entstanden, auf der von den Schulkindern Mais und Gemüse zur Selbstversorgung angepflanzt werden. Sämtliche Maßnahmen sind von Mitgliedern des Desturi Fußballteams sowie Schülerinnen und Schülern der höheren Klassen in Eigeninitiative umgesetzt worden.


Die diesjährige Reise war auch mit einer Fact Finding Mission verbunden mit dem Ziel, eine tragfähige Basis für die weitere universitäre Zusammenarbeit zu finden und abzustimmen. Die Zusammenarbeit ist dabei vor allem auf die nächste Generation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ausgerichtet, die an den sich erfolgreich entwickelnden jungen Universitäten promovieren und arbeiten.

Zukunftsplan: Fertigstellung der schulischen Infrastruktur und erste Renovierungsarbeiten

Das Desturi Schulprojekt ist mit seinen Schülerinnen und Schülern weiter gewachsen und bald wird die erste Generation von Desturianerinnen und Desturianern die 8. Klasse und damit ihre „primary education“ erfolgreich abschließen. Um die schulische Infrastruktur abzuschließen und für die nächsten Generationen passgenau und angemessen nutzbar zu machen, stehen bereits die nächsten Baumaßnahmen an:Da derzeit noch keine ausreichende Anzahl von Klassenräumen vorhanden ist, werden zwei Kindergartenklassen und zwei Schulklassen in jeweils einem Raum unterrichtet. Vor allem für die Klassen 6 und 7 ist der Unterricht im zweigeteilten Klassenraum auf Dauer sehr schwierig. Damit zukünftig jede Klasse in einem eigenen Raum unterrichtet werden kann, wurde als vordringliche Maßnahme des kommenden Jahres die Komplettierung des Schulgebäudes durch zwei weitere Klassenzimmer sowie eine überdachte Mensa diskutiert und beschlossen. Ziel ist nebenbei auch, durch den Neubau das U-förmige Erscheinungsbild der Desturi Anlage zu vervollständigen.

Da die Schülerinnen und Schüler sich von morgens bis nachmittags in der Schule aufhalten, werden sie am Mittag auch auf dem Schulcampus verpflegt. Derzeit essen die vielen hundert Kinder und Jugendlichen noch irgendwo im Freien oder auf dem Gang vor den Schulräumen. Sie alle hoffen für die Mittagspause auf einen trockenen und schattigen Platz. Eine einfache hölzerne Dachkonstruktion aus eigenem Baumbestand neben der Mensa soll hier eine kostengünstige Lösung bringen. Auch verschiedene Neuanschaffungen sind demnächst erforderlich: z. B. fehlen Matratzen für die Kindergartenkinder (nur drei von 15 sind noch brauchbar), weshalb die Kleinen in den Pausen auf dem blanken Betonboden schlafen. Ferner nagt der Zahn der Zeit sichtlich am Zustand von Schulbänken und Stühlen, eine Folge der intensiven Nutzung wie auch des tropischen Klimas. Daher muss hier in nächster Zeit Ersatz beschafft werden. Zudem täte manchen der älteren Klassenräume frische Farbe gut.

Das Schulprojekt Desturi ist eingebettet in verschiedene Projekte für die kenianischen Familien im Hinterland in Kakuyuni.

Eine gemeinsame Streich-Aktion der Schülerinnen und Schüler könnte, vielleicht sogar mit Hilfe von Farbspenden aus Deutschland, Wünsche Wirklichkeit werden lassen. Die sanitäre Versorgung ist gelöst, nur fehlt auch hier noch der Putz am bereits fertig gemauerten und ausgestatteten Sanitärgebäude. Die laufenden Kosten des Schulbetriebs können nun zwar über die moderaten Schulgebühren getragen werden, dennoch ist das Desturi Schulprojekt weiterhin für die bauliche Komplettierung der Schule sowie für anstehende Renovierungs arbeiten maßgeblich auf externe finanzielle Unterstützung angewiesen. Langfristig streben wir an, dass sich der laufende Betrieb von Desturi selbst trägt. Derzeit sind jedoch weiterhin Spenden unverzichtbar, um die notwendige finanzielle Basis für eine gute Bildung und einen nachhaltigen Ausbau des bestehenden Bildungsangebots sicherzustellen.

Wasser für die Schule

Unser Industriebegleiter Fridolin Stary, ein kritischer Geist, hatte die bisherigen Bauten von Desturi sehr gelobt. Mehr noch, zur Sicherung des Wasserbedarfs griff er gleich zu Stift und Papier, um erzielbare Regenwassererträge der Dachflächen zu berechnen und die erforderlichen Konstruktionen und Werkstoffe zu planen. Schnell war ein Bauplan ausgeklügelt, der u. a. erwartbare Niederschlagsmengen, die benötigte Anzahl an Auffangbehältern und deren notwendige Eigenschaften unter den klimatischen Bedingungen, die Konstruktion und das Gefälle sowie Werkstoffe der Dachrinnen einbezieht.

Sogar die Kosten des Baumaterials samt Transportkosten sind bei den Straßen-Baumärkten bereits erkundet. Ergebnis: Die von den vorder- und rückseitigen Dachrinnen von drei Schulgebäuden aufgefangenen Niederschläge dürften bereits ausreichen, um die jährlich benötigte Wassermenge für den laufenden Sanitär- und Mensabetrieb zu sichern. Die zusätzliche Wassermenge von den übrigen Gebäuden wäre dann für den Anbau von Nahrungspflanzen nutzbar eine höchst erfreuliche Perspektive! Bei einem Projekt in der Umgebung konnten wir uns auch gleich noch verschiedene Konstruktionen anschauen. Aber die beste Botschaft: Fridolin Stary plant zusammen mit seinen beiden erwachsenen Söhnen den Bau der Regenwasser-Sammelanlage in der Schule sobald wie möglich persönlich vorzubereiten und gemeinsam mit den älteren Schülerinnen und Schülern durchzuführen. Er will damit zugleich erreichen, dass die Schülerinnen und Schüler der Desturi Schule den Bauplan vom Projektdesign über die Kosten kalkulation bis hin zur Konstruktion verstehen, miterleben und aktiv mitgestalten können. Die anstehenden ersten Desturi Absolventinnen und Absolventen sollen auch lernen, dass große Anstrengungen zur Wassergewinnung nötig und sinnvoll sind und wie Schritt für Schritt Pläne entstehen und auch umgesetzt werden. Wir alle finden das großartig und hoffen sehr, dass es gelingt!

Das Gesamtprojekt Desturi schulen in all seinen Facetten

Das Schulprojekt Desturi ist eingebettet in verschiedene Projekte für die kenianischen Familien im Hinterland in Kakuyuni. Wie immer haben wir natürlich die Gelegenheit genutzt, in alle Ecken des gesamten Projektes zu schauen: Beim geplanten Rescue Center, einer Anlaufstation für elternlose Kinder, sind bislang leider kaum Baufortschritte zu verzeichnen. Es fehlt immer noch ein tragbares Finanzierungskonzept. Der Stillstand wurde aber immerhin genutzt, um auf dem bereits gerodeten Gelände Gemüse und vor allem Mais anzubauen, was gut zu gedeihen scheint; auch ein paar Kühe weiden derzeit auf der recht großen Fläche.

Dazu lässt sich ein Modellversuch nutzen, der gerade an der Pwani University läuft: Auf dem dortigen Universitätscampus wird im Dienste der Nachhaltigkeit und Gesundheitsentwicklung versucht, Farmern aus sehr abgelegenen Gegenden Kenias effektiven und effizienten Anbau vielfältiger Nahrungsmittel zu vermitteln.

 

Hierzu werden ihnen die Auswertungen eines eigens installierten Testlaufs („living lab“) täglich direkt übermittelt. Auch bei diesem Teilprojekt Rescue Center hoffen wir, im kommenden Jahr weitere Fortschritte verzeichnen zu können. Vor Ort wurden erneut die Rahmenbedingungen für ein Konstruktions- und Finanzierungskonzept mit den Verantwortlichen diskutiert. Wir sind frohen Mutes, dass es den lokalen Managern gelingt, ein tragfähiges Angebot für den schrittweisen Aufbau des Rescue Centers einzuholen. Um die Finanzierbarkeit zu gewährleisten, soll auch hier, wie bei dem Desturi Schulprojekt, mit einer kleinen Station für wenige Kinder begonnen werden, das bei erkennbarem Erfolg Zug um Zug erweitert wird. Der Baumbestand gedeiht, aber noch immer ist das Baumgeschäft nicht nennenswert angelaufen. Eine mögliche Nutzung im Gerüstbau möchte Alex Angore nun als start-up erproben. Eine andere Geschäftsidee ist die Weiterverarbeitung als Bauholz (gefertigte Zaunpfähle) im Village, um den Marktzugang und mögliche Verkaufserfolge zu verbessern. 

Ansonsten suchen die Manager weiter nach Interessenten, die in größerem Umfang auch Bäume kaufen. Um Schülerinnen und Schülern nach Abschluss der 8. Klasse den Zugang zu beruflicher Bildung zu ermöglichen, verfolgen wir die Idee einer praxisorientierten Berufsausbildung. Derzeit arbeiten wir – gemeinsam mit unserem langjährigen, verlässlichen Partner, dem Rotary Club München-Harlaching – an der Entwicklung eines tragfähigen Finanzierungskonzepts für den nachhaltigen Aufbau eines Berufsbildungszentrums. Sollte uns dies gelingen, wollen wir in den kommenden Jahren eine Berufsausbildung für die Desturi Absolventinnen und Absolventen als zweite Stufe des Bildungsprojekts, aufbauen. Als eine Art Zwischenstufe ist baldmöglichst der Besuch ausgewählter kenianischer Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland im Rahmen eines Schnupper-Praktikums geplant. Dr. Rainer Wetzler, Vorstand und Leiter der Urspring-Schule bei Schelklingen, hat die Aufnahme dieser Delegation zugesagt. Sie kann dort im Internat untergebracht werden und das besondere Unterrichts-Konzept der Schule kennenlernen, nämlich das Abitur mit dem Gesellenbrief zu verbinden.

Wir dürfen zurecht stolz auf das bisher Erreichte sein, sollten uns aber keineswegs darauf ausruhen, denn auch in naher Zukunft sind noch viele Baustellen zu bearbeiten

Partnerinnen und partner vor Ort – Garanten für Nachhaltigkeit

Schon mehrfach hatten wir uns mit dem RC Watamu, dem nächstgelegenen kenianischen Rotary Club, getroffen. Diesmal kam das Präsidium zu Besuch in die Desturi Schule, um für einen Vormittag dem laufenden Unterricht zu folgen. Alle waren voll des Lobes von dem, was sie vor Ort sahen und wollen gerne mit uns zusammenarbeiten. Mit universitärem Fachverstand half uns zudem Prof. Gabriel Katana in bewährter Weise, neue Ideen für Desturi zu reflektieren.

Prof. William E. Kosar, zum Zeitpunkt unseres Besuches der Incoming Präsident vom RC Watamu, sicherte Desturi auch zukünftig seine wohlwollende Unterstützung zu. Sollten wir mit der Beantragung eines Global Grant (GG) bei Rotary International für den Berufsschulaufbau erfolgreich sein, will er sich auch um dessen Abwicklungen vor Ort kümmern. Nachdem er für die Weltbank arbeitet, kann er sicher auch gut im Sinne von Desturi haushalten. Auch baulogistisch will man uns gerne nach Kräften unterstützen. Der Visite vorausgegangen war ein Rotary-Meeting, das unserer ganzen Delegation offen stand. Wichtigster Tagesordnungspunkt war das Desturi Schulprojekt. Viele Fragen wurden gestellt und alle wollen sich für Desturi einsetzen. Über den Rotary Club waren wir auch eingeladen, eine Ökologische Initiative zu besuchen, bei der aus Plastik-Abfall Kunst und neues Baumaterial entsteht.  

Der Entwicklungs-Manager des Projekts, Steve Trott von der Watamu Marine Association (WMA), seines Zeichens Meeresbiologe, verstand es, uns für die nachhaltige Recycling-Idee über Konstruktionen ohne oder mit verringerter Umweltbelastung (http://www.watamu.biz/) zu begeistern. Wir trafen außerdem auf eine einheimische Ärztin, die sich für Aufklärung und Behandlung von Gesundheitsrisiken rund um „Jigger“ einsetzt: Tunga penetrans, tropische Sandflöhe, befallen u. a. Menschen, oft an Füßen oder Händen, die sehr schmerzhafte, gesundheitliche Beschwerden und erhebliche Beeinträchtigungen im Alltag verursachen. Im Schulunterricht könnten nicht nur Gegenmaßnahmen besprochen, sondern soweit möglich auch Hilfsmittel wie Seifen und gute Reinigungsmittel für die Hüttenböden verteilt werden. Wie dies zu günstigen Bedingungen organisiert werden könnte, ist noch zu klären. Vielleicht ließen sich zusätzlich mit Unterstützung einer Amerikanischen Stiftung auch Schuhe verteilen.

Dies alles würde zur Verringerung oder gar Verhinderung des Flohbefalls beitragen, der schon junge Leute peinigt und vor allem in Anbetracht der großen Armut ein hohes Risiko darstellt. Der Teufelskreis von Erkrankungsrisiko durch Sandflöhe soll durchbrochen werden. Denn sind erst die Füße befallen, droht die Einschränkung der Mobilität, was wiederum die Chancen für den regelmäßigen Schulbesuch, eine Arbeit und ganz allgemein die Teilhabe an der Gesellschaft, beträchtlich mindert. Dies wiederum führt häufig zu weiter wachsender Armut. Neben der Gesundheitsaufklärung könnte als weiteres Thema auch die Vermeidung von Plastikmüll in Form eines Recycling-Trainings in den Unterricht einfließen. Die oben erwähnte Watamu Marine Association würde dabei mithelfen, die Schülerinnen und Schüler positiv einzustimmen auf zukünftige Anstrengungen für nachhaltige Alltagsgestaltung.

Ausblick: Die Gemeinschaft ist lebendig – die Zukunft kommt

Auch dieses Jahr ist wieder viel geschehen in Kenia, ganz besonders im Dorf Kakuyuni, der Heimat des Projekts Desturi. So ist es an der Zeit – ganz nach dem Motto Desturi: „Der Weg ist das Ziel“ – uns bei allen aktiven und passiven Unterstützerinnen und Unterstützern des Projekts, für die in diesem Jahr erreichten Meilensteine herzlich zu bedanken! Gemeinsam wollen wir den Blick nach vorne richten, das Ziel stets vor Augen. Wir dürfen zurecht stolz auf das bisher Erreichte sein, sollten uns aber keineswegs darauf ausruhen, denn auch in naher Zukunft sind noch viele Baustellen zu bearbeiten.

Der Bau des Rescue Centers sowie die Einrichtung eines Berufsbildungszentrums stellen uns weiterhin vor wichtige Aufgaben. Auch künftig geht es bei Desturi um den nachhaltigen Einsatz für eine neue Generation – sowohl eine über die Jahre gewachsene Gemeinschaft, als auch um jeden Einzelnen vor Ort. Dabei spielen besonders die Chancen auf Bildung und Gesundheit eine entscheidende Rolle für das Schicksal einer jungen Generation, die in ihrer Heimat mit den sozialen und technologischen Herausforderungen unserer Zeit zurechtkommen soll und muss. Unser Ziel wird es auch im kommenden Jahr sein, dem Vertrauen, welches die Menschen vor Ort in der Vergangenheit zu uns und unserer Arbeit aufgebaut haben, die notwendigen Taten folgen zu lassen. Wir sind uns stets der Verantwortung bewusst, die wir vor nunmehr rund 10 Jahren für die Zukunft der vielen hundert jungen Menschen vor Ort übernommen haben. Zusammen mit ihnen wollen wir das Projekt weiter mit aller Kraft voranbringen.

Dabei helfen uns viele Engagierte mit regelmäßigen Beiträgen, aber ebenso mit spontanen Spendenaktionen in Vereinen, bei Feiern oder durch einzelne Förderer. Beispielhaft hervorheben möchten wir eine Aktion des Tennisvereins TC Eintracht Dortmund. Der Heimatclub von Philip und Benedikt unterstützte heuer das Desturi Projekt sowohl mit einer Vielzahl an Sach- und Geldspenden. Stellvertretend genannt seien Thorsten Albuscheit und Marc Schimmel, die zu einer besonderen Spendenaktionen aufgerufen haben. Als Turnierleiter der beiden Dortmunder LK-Tennisturniere spendeten sie einen namhaften Betrag von den Teilnahmegebühren eines jeden Sportlers.

Wir danken sowohl den beiden für die Organisation, als auch allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Turniers für weitere private Spenden als persönlichen Beitrag für den guten Zweck. Besonderer Dank gilt auch Olaf Kirchner, Cheftrainer des TC Eintracht Dortmund, für seinen unermüdlichen Einsatz für das Projekt Desturi. Dank seiner Initiative gelang es u. a., alleine während der Dortmunder Jugendstadtmeisterschaften einen vierstelligen Spendenbetrag zu gewinnen. Spezielles Highlight einer Tombola: das original signierte BVB-Trikot mit den Unterschriften aller Fußballprofis, das zugunsten Desturi ebenfalls einen beachtlichen Geldbetrag erzielte. Wir hoffen, dass sich diese sehr gelungene Zusammenarbeit auch in den nächsten Jahren fortsetzen möge. Ein deutlicher Wille dazu ist bei den Vereinsmitgliedern und der Tennisgemeinschaft zu erkennen; hier kann der Sport Brücken schlagen.

Zum guten Schluss wollen wir Ihnen allen, die Sie Desturi in vielfältiger Weise unterstützen und damit einen unverzichtbaren Beitrag leisten zur Weiterentwicklung unseres ehrgeizigen Projekts von ganzem Herzen danken. Lassen Sie sich weiterhin für Desturi und die Geschicke der Menschen im ostkenianischen Busch begeistern!

Bahati nzuri! Glück auf!