Desturi

Desturi – Bildung im Busch

Kenia-Brief | Januar 2012

Karibu rafiki mpenzi, liebe Freundinnen und Freunde von Kenia und DESTURI!

„Desturi“ bedeutet in Kisuaheli so etwas wie „der Weg“, und zwar in einem zielstrebigen Sinn, wie man Wege eben durch Bildung einschlägt. „Kurs halten und Erfolge nachhaltig sichern“ passt daher zum Gesamtziel, aber auch als Motto unserer Reise nach Kenia im Januar 2012, von der wir jetzt berichten.
Es passt auch zu unserem nun schon langjährigen Freund Gabriel Katana, den wir heute in Wort und Bild vorstellen wollen.
Allen, die DESTURI unterstützen oder sich dafür interessieren, ein herzliches Dankeschön:  ASANTE SANA!

Traumhafte Bedingungen im Busch

Zwischenzeitlich besuchen 138 Kinder Schule und Kindergarten und werden von sechs ausgebildeten (!) Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet; zwei weitere Halbtagskräfte (Hausmeister und Koch) ergänzen das Team. Das sind „im Busch“ traumhafte Rahmenbedingungen. 
Das Lehrerteam ist nicht nur motiviert, sondern unterrichtet auch wirklich gut. Das belegt nicht nur der exzellente Ruf „unserer“ Schule im gesamten Distrikt (dazu unten mehr), sondern auch der Eindruck von Lisas Studierenden, von denen zwischenzeitlich über zwanzig ein Praktikum in DESTURI sowie umliegenden Schulen im County Kilifi, insbesondere für behinderte Kinder, absolviert haben.

Die erste Erfolgsmeldung

Im Jahr 2011 haben wir von Ihnen/Euch rund 2.200 Euro für DESTURI erhalten! Wir haben diesen Betrag verdoppelt und konnten somit für rund 4.500 Euro das nächste Schulgebäude errichten und einrichten.

Wunderbare Geburtstagsüberraschung

Natürlich brauchen die neuen Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrkräfte auch Schulbücher! Welch wunderbare Überraschung also von Lisas Kolleginnen und Kollegen der Dortmunder Rehabilitationssoziologie, ihr zum Geburtstag „Büchergeld“ zu schenken, das wir unmittelbar vor Ort in Bücher umsetzen und zur Einweihung des neuen Klassenzimmers  übergeben konnten.

Stipendien notwendig!

Die Eltern der Kindergartenkinder zahlen derzeit knapp 5 Euro monatlich, die der Schulkinder knapp 6 Euro monatlich. Davon werden im Prinzip alle laufenden Kosten des Betriebs, d.h. auch die Gehälter der Lehrkräfte und eine Mittagsmahlzeit, finanziert.
Auch die öffentlichen Schulen erheben – trotz Schulpflicht und Schulgeldfreiheit – Beiträge, z.B. für Bücher und anderes Lehrmaterial, die über diesem Satz liegen. Im Einzugsbereich von DESTURI, in dem wir ja alle Kinder erreichen wollen, kann sich nach wie vor etwa ein Viertel der Eltern keine Zahlung leisten.
Diese erhalten weiterhin von uns – nach Evaluation jeder einzelnen Situation durch Emmanuel – ein entsprechendes Stipendium.

„Grüner Schatz“

Dies ist bei steigender Zahl der Jungen und Mädchen ein wachsender Posten im laufenden Budget! Deshalb warten und hoffen wir dringend auf die ersten Erträge aus der Holzproduktion, um den weiteren jährlichen Ausbau der Schule und ihre laufenden Betriebskosten nachhaltig sichern zu können. Und hier registrieren wir mit gewissem Optimismus stetiges Wachstum.
Um diesen „grünen Schatz“ zu hegen und zu hüten, wird er derzeit rund um die Uhr bewacht (Diebstahl, Brandschutz).
Auch die dritte Pflanzung vom April 2011 gedeiht prächtig,
trotz der anfänglichen Sorgen wegen der anhaltenden Trockenheit – jede Pflanze musste daher „angegossen“ werden. Zwischen den Setzlingen gedeiht – nach bewährter Methode in mehrfacher Nutzung der gerodeten Fläche - derzeit schon die dritte (und damit letzte) Maisernte. Nun sind die Baumsetzlinge so hoch gewachsen, daß sie keinen Raum mehr lassen für die Zusatzproduktion. Aber der Erfolg ist sichtbar: Trotz der bekannten, anhaltend schwierigen Ernährungslage in Ostafrika sind Emmanuels Familie und ihre gesamte Nachbarschaft einschließlich der Schulkinder gut genährt. Wenn man bedenkt, dass die Pflanzung im vergangenen Jahr beinahe verdorrt wäre, kann man kaum glauben, wie prächtig sie gedeihen.

Einfach fröhliche Kinder

Zurück zur Schule DESTURI, um die es letztlich bei allen Aktivitäten geht! Es sind lerneifrige, aber auch einfach fröhliche und spielfreudige Kinder, die sich über den von Dieter mitgebrachten Lederfußball riesig freuen: Mädchen und Jungs toben sofort damit herum und begrüßen bestimmt die aktuellen Pläne des Schulpersonals und der Eltern, hinter dem Schulgelände einen eigenen Fußballplatz zu roden.
All diese Lebensfreude freut uns und macht auch ein wenig stolz! Aber wir haben gleichwohl im Blick, dass es trotz der ungewöhnlichen Startbedingungen in DESTURI mit einem Kindergarten/einer preschool education und der Qualität der Schule – die es natürlich zu halten gilt – nicht alle Schülerinnen und Schüler nach der achtjährigen „Primary School“ in die kostenpflichtige vierjährige „Secondary School“ schaffen oder eines Tages einen kostenlosen Studienplatz in Kenia erhalten werden. Es sind zwar sehr hohe Studiengebühren zu entrichten, aber zu wenige staatliche Stipendien verfügbar.

Fernziel berufliches Bildungszentrum

Nachdem es in Kenia kein berufliches Bildungssystem gibt, droht auch den Jugendlichen, die den Abschluss einer „Secondary School“ aufweisen können, Tagelöhnerei an Stränden und in den Städten. Deshalb denken wir  schon heute darüber nach, ein berufliches Bildungszentrum zusammen mit der Ansiedelung kleiner Handwerksbetriebe (Bäcker, Schlosser, Maurer etc.) am DESTURI Standort zu schaffen und damit auch einer „Flucht der jungen Generation in die Ballungsräume“ etwas entgegenzusetzen. Platz für ein Berufsbildungszentrum, das wir uns für Jugendliche aller Fähigkeitsgrade wünschen, kann entstehen, wenn die Bäume geerntet werden.

Zur Person: Gabriel Katana

Jetzt wird es aber wirklich höchste Zeit, Gabriel genauer vorzustellen:  Er ist ein lebendes Beispiel dafür, dass man es aus sehr einfachen Verhältnissen „schaffen“ kann und dabei die Begeisterung für die Entwicklung des eigenen Landes immer Antriebsmotor bleibt. Als Biochemiker hat er vor Jahren am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz promoviert. Anschließend war er als Professor an der Kenyatta University in Nairobi und später als deren Verwaltungschef tätig, bevor er zum Aufbau der Küstenuniversitäten in seine Heimatregion Kilifi zurückkehrte. Dort entwickelt er ab 2008 das PUC zusammen mit dem Prinicipal Mohammed Rajab, was den beiden – bei großen Plänen – prächtig gelingt!

Kooperation TU Dortmund - PUC

Hier könnte sich auch die Nähe zum Pwani University College (PUC) in Kilifi als hilfreich erweisen: Seit mehreren Jahren kooperiert die TU Dortmund nun mit diesem Ableger der Kenyatta University wissenschaftlich und tauscht Studierende aus. In Kenia sind derzeit für die Anerkennung von Handwerksmeistern die Universitäten zuständig. Prof. Gabriel Katana, der auf mehreren Bildern zu sehen ist, ist Deputy Principal des PUC und findet die Idee eines Berufsbildungszentrums so attraktiv, dass er sich die Zertifizierung des Zentrums über seine Universität gut vorstellen kann.  Es gibt also weitere große Pläne…

Back to the roots

Wir hatten nicht nur die Freude, Gabriel schon mehrfach in Dortmund, München und Paris als Gast begrüßen zu dürfen, sondern diesmal auch die ganz besondere Ehre, seine „Wurzeln“, d.h. das „village“, dem er entstammt, und seine Eltern besuchen zu dürfen.

Ein Tag in DESTURI

Gabriel hat uns diesmal einen ganzen Tag nach DESTURI begleitet, weil er schon viel Gutes über das gesamte Projekt gehört hatte und sich selbst einen Eindruck verschaffen wollte. Er ist nämlich auch Vorsitzender des Bildungsausschusses des „Kilifi County“. Nun haben wir über ihn nicht nur eine Bestätigung der Qualität unseres Gesamtkonzepts und seiner Umsetzung aus berufenem Munde erhalten. Ohne es zu wissen haben wir auch zu einer Art „Familienzusammenführung“ beigetragen: Es stellte sich beim Besuch nämlich heraus, dass Gabriel zum gleichen (kleinen) Stamm gehört wie Emmanuels Familie. Eine freudige Botschaft und ein weiteres Motiv für seine ohnehin hohe Hilfsbereitschaft, aber auch ein wunderbarer Anlass, dort mit allen anwesenden Familienmitgliedern einen schönen Tag zu verbringen, gekrönt von allerlei Geschichten und guten Tipps, z.B. zur Aufzucht von Bäumen und vielem mehr.

Forschungsstation der TU Dortmund in Malindi

Natürlich haben wir auch diesmal die Forschungsstation der TU Dortmund in Malindi besucht, die von Millicent betreut wird. Sie sichert das schnelle „Heimischwerden“ der Teilnehmerinnen und –teilnehmer an den Praktika, aber auch verschiedener wissenschaftlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Lisas Fakultät, die dort bereits Station machten während ihrer Lehr- und Forschungsaufenthalte in Kenia. Besonders stolz sind wir, dass im vergangenen Jahr eine der dort verfassten Studien zur „Bewegung im Kindergarten“ mit einem wissenschaftlichen Preis ausgezeichnet wurde.

Zu Besuch bei Emmanuels Familie

Wie immer haben wir auch unseren Freund Emmanuel und seine Familie in Mombasa besucht.
Es geht den Dreien ganz ausgezeichnet! Beatrice ist im dritten Semester ihres Studiums der Betriebswirtschaft und hat riesige Freude daran, Faith besucht einen Kindergarten, spricht ausgezeichnetes Englisch  und lernt neuerdings auch Deutsch.

DESTURI-Manager und -Diplomat

Emmanuel hat mindestens Arbeit für drei: Neben seiner Beschäftigung im Tourismus (Betreuung von Gästen eines österreichischen Reiseunternehmens) und dem schrittweisen Aufbau seines kleinen Familienwohnsitzes, kümmert er sich sehr gewissenhaft um das Management von DESTURI, die notwendigen Abrechnungen und Geldflüsse wie Gehälter und Stipendien, überwacht für uns die Manager des Waldprojektes und vieles mehr. Dass diese Mission innerhalb der eigenen Verwandtschaft im „Village“ oftmals auch hohes diplomatisches Geschick erfordert, kann man sich unschwer vorstellen. Gewiß, ohne die vielen Förderer gäbe es das gesamte Projekt DESTURI nicht, aber ohne Emmanuels ständigen und vertrauenswürdigen Einsatz könnte es sich nicht so effektiv entwickeln, wie es derzeit gelingt. Deshalb auf diesem Weg einmal ein ganz besonderer Dank an Emmanuel und seine Treue!

Unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ wurde vor 3 1/2 Jahren DESTURI begründet, eine private Initiative für ein Schulprojekt / Bildungsprojekt im Kenianische Busch (Distrikt „Malindi“), das sich rein aus Spenden finanziert.  Beachtliches ist schon auf gutem Weg, aber das Ziel ist noch längst nicht erreicht.

Wer sich am weiteren Ausbau und der Verstetigung des Projektes beteiligen möchte  ist herzlich zu Spenden eingeladen; auch kleine Beträge sind eine willkommene Unterstützung.